Sunday 6 November 2011

Ein pseudo-kulinarischer Abend


Gestern Abend hab ich ein neues Theater kennengelernt: das National Theatre (Teil des Southwark Centres, da wo auch die Royal Festival Hall und die Hayward Gallery sind). Marita und ich haben uns ein Stück von Arnold Wesker – "The Kitchen" – (geschrieben 1959) angesehen.


Ohne den Inhalt zu kennen, habe ich vor einigen Wochen zwei Theaterkarten gekauft (die Kritiken waren schließlich super!). Plätze hatte es nur noch in der letzten Reihe für 12 Pfund. So gingen wir mit der Einstellung, dass wir es finanziell wenigstens nicht bereuen würden, wenn uns das Stück nicht gefiele. Wir sind aber positiv überrascht worden: das Theater ist nicht so wie die "traditionellen" Gebäude am West End gebaut, sondern ein moderner und großzügig ausgelegter Bau (von außen aber ein hässlicher Betonklotz, wie das ganze Southwark Centre, aber es kommt schließlich auf die inneren Werte an, wie man so schön sagt). Viel Platz für die Beine und gute Sicht auf die Bühne, auch von der letzten Reihe aus. Auch akustisch hat man die Schauspieler sehr gut verstanden.


Das Stück selbst war sehr überraschend (das hat man davon, wenn man sich vorher nicht informiert!). Es spielt 1957 in der Küche vom "The Tivoli" Restaurant in London. Die Besetzungsliste umfasst sage und schreibe 32 Namen! Zu Beginn war es etwas schwierig in die Geschichte reinzukommen (die erste Hälfte zeigte auch mehr das Chaos, das herrscht, wenn 1500 (hier imaginäre) Gerichte zubereitet werden müssen), zumal fast alle Schauspieler gleich aussahen (Kellnerinnen in roter Uniform, Köche in weißen Kitteln). Dieser Effekt wurde von der hintersten Reihe aus noch verstärkt. In der zweiten Hälfte kristallisierte sich dann doch ein klarer Handlungsstrang heraus.

Zeitweise wurden synchron ausgeführte Bewegungen mit Musik begleitet.
Ein Theater-Küchen-Koch-Tanz. 

Extrem gut choreographiert war das Stück auch. Dies war zwingend nötig, wenn alle Schauspieler gleichzeitig auf der Bühne im Eiltempo umherschwirrten! Gekocht haben sie natürlich nur mit "Luft". Aber die Bewegungen waren äußerst präzise. Das hab ich bemerkt, als ich mich mal länger auf einen Schauspieler konzentrierte. So hat sich der Zwiebelschneider zum Beispiel immer wieder die Tränen getrocknet und die imaginäre Zwiebel rechtzeitig um 90 Grad gedreht.

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